Kolumne: Gedanken zur Elternzeit

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Ich habe Anfang der Woche den neuen Podcast von Madame Moneypenny gehört und war inspiriert durch die Gedanken ihres Gastes Milena Glimbovski.

Ihr findet also meine zwei Cents zum Thema Elternzeit.

Ein Kind kündigt sich an und noch heute ist es so, dass die meisten Mütter automatisch den größten Teil der Elternzeit übernehmen.

Es ist ganz “natürlich”, dass die Mütter mindestens ein Jahr zuhause bleiben und das Kind / die Kinder betreuen.

Der Vater nimmt sich – wenn es gut läuft – 2 Monate Elternzeit und ergänzt das neue Familienteam um seine Anwesenheit. Häufig reisen Familien in dieser Zeit viel, nehmen sich Zeit füreinander und miteinander. Man erkundet die Welt, solange das Kind / die Kinder noch so klein sind, dass Windeln und Mamas Brust aus Reiseutensil ausreichend sind.

Auch mein Mann und ich haben gemeinsam Elternzeit genommen und haben die Zeit miteinander genossen. Einen gemeinsamem Alltag gehabt und sind als Familie zusammen gewachsen.
Es war wirklich wundervoll.

Dennoch würde ich nach dem Gedankenanstoß von Milena Glimbovski nicht noch einmal so planen.
Und rückblickend denke ich jetzt, dass es falsch war, es so zu tun.

Warum?

Ganz einfach: weil – und da geht es nicht nur um meinen Mann – der Partner nie wirklich Elternzeit gemacht hat. Er hat Urlaub mit der Familie genossen. Wir waren immer zu zweit, haben uns immer gemeinsam gekümmert und alle Last auf zwei Schultern aufgeteilt.

In 11 weiteren Monaten (ich hatte insgesamt 13 Monate Elternzeit) habe ich alleine das Kind betreut. In der Regel rund um die Uhr – schließlich war ich dafür zuständig, weil ich zuhause gewesen bin.

Diese Einstellung vertrete ich auch heute noch.

Wer Elternzeit hat, ist den größten Teil der Zeit verantwortlich und es bietet sich nur ein kleines Zeitfenster, in dem man die Arbeit aufteilen kann.

Heute aber würde ich die Zeit, in der mein Mann Elternzeit hat, anders planen.
Sind aus finanziellen Gründen nur das minimum von zwei Monaten möglich, würde ich eine Hälfte als Familienzeit genießen und die andere Zeit würde ich aber wieder arbeiten gehen.

Warum?

Warum die gemeinsame Zeit als Familie gehen lassen? Warum nicht die gemeinsame Zeit genießen?

Ganz einfach: Auch der Partner soll verstehen, was es heißt ein Kind Vollzeit zu betreuen.
Was es heißt, nachts mehrfach aufzustehen.
Was es heißt, abends noch den Schlafanzug anzuhaben, obwohl man sich morgens fest vorgenommen hat, heute den Tag zu rocken.
Was es heißt, wenn ein Kind weint und sich nicht beruhigen lässt.

Der Partner soll verstehen, wie anstrengend es ist, ein Kind großzuziehen. Fast alleine.

Der Partner soll aber auch erleben, wie schön es ist, exklusive Zeit zu haben.
Wie schön es ist, wenn man erste Male erlebt.
Wie fantastisch es ist, wenn man mit einem kleinen Menschen nach einem ungeplanten Mittagssschlaf aufwacht und in das zauberhafte, friedliche Gesicht schaut.
Wie glücklich das Strahlen der kleinen, süßen Augen machen kann, die man so liebt.

Und hier geht es nicht darum zu sagen: du musst leiden, wie ich gelitten habe.
Ich persönlich habe in meiner Elternzeit nicht gelitten.

Ja, es war anstrengend und mehr als einmal habe ich mir gewünscht, dass meine Eltern näher bei mir wohnen würden. Einmal das Kind nehmen, damit ich schlafen kann oder in Ruhe essen.

Kurz die Fremdbestimmtheit ablegen

Oder in Ruhe zum Friseur gehen zu können und nicht auf die Zeit des Mannes zu hoffen, damit ich mir einen kleinen Slot Me-Time verschaffen kann.

Einmal kurz die Abhängigkeit und Fremdbestimmtheit beenden. Ich sein. Wie früher.

All diese Dinge, die Eltern sein so schwer und doch so wundervoll machen, hat mein Mann verpasst.
Den Struggle, abends Zeit für sich haben zu wollen, aber zu wissen, dass man den Tag vor Müdigkeit nicht überlebt, wenn man jetzt nicht ins Bett geht.

Die wunderschönen Morgen, wenn das Kind brabbelnd wach wird, einem anfängt im Gesicht zu tatschen und einen mit dem größten, zahnlosen und schönsten Lächeln anzulächeln, das es gibt.

Der Schock, wenn man dann auf die Uhr schaut und feststellt, dass es erst 4:45 Uhr ist.

Elternzeit steht für Stress und für Glück

Ja, würden wir noch ein Kind bekommen, würde die Elternzeit hier anders aussehen.
Ich würde meinem Mann die Zeit schenken wollen, in der er sehen kann, wie anstrengend und schön es ist, für ein Kind verantwortlich zu sein.

Denn am Ende des Tages ist diese Zeit alleine mit dem Kind doch das wundervollste, was es gibt: Exklusive Zeit zum kennen- und lieben lernen.

Überdenkt die Pläne noch einmal

Deshalb: wenn ihr ein Kind erwartet – egal ob das erste, dritte oder fünfte: überdenkt die Elternzeit-Regelung noch einmal.
Gönnt eurem Partner die Zeit alleine.
Gönnt eurem Partner die Erfahrung müde, gestresst und unausgeschlafen zu sein.
Aber vor allem gönnt eurem Partner die Momente voller Liebe und Bindung, die es sonst so nie wieder geben wird.